Wochenbettzeit – alles zur Zeit nach der Geburt und zur Rückbildung

Durch meine Arbeit als IBCLC Still- und Laktationsberaterin sowie Familienbegleiterin mit einigen Weiterbildungen ist es mir möglich, Familien individuell in einem herausragenden Prozess und in unterschiedlichen Situationen begleiten zu können.

Aus Erfahrung durch meine Mütterberatungen weiß ich, dass viele Schwangere und werdende Eltern sich intensiv mit dem Thema Geburt auseinandersetzen, jedoch Stillen und Wochenbett in den Hintergrund rücken.

In diesem Blogbeitrag möchte ich darstellen, was dich in der Wochenbettzeit erwartet und was du zur Rückbildung wissen solltest.

 

Hardfacts – das Wochenbett.

Geburtshelfer:innen unterscheiden zwischen dem Frühwochenbett bis zum zehnten Tag nach der Geburt, in dem die Frau sich wirklich schonen sollte – also die Zeit möglichst im Bett verbringen darf, und dem Spätwochenbett bis zu acht Wochen. Manche nennen die Wochenbettzeit auch das ‚vierte Trimester‘, eine Hebammen-Kollegin umschreibt die ersten Wochen auch so schön als die Bademantel-Zeit.

 

Das frühe Wochenbett

Im frühen Wochenbett heilen die Geburtswunden ab, die Milchbildung kommt in Gang und die Gebärmutter bildet sich allmählich zurück, spürbar durch die Nachwehen. Wenn du dich fragst, was hinter dem Wort steckt oder was der Sinn dahinter ist, dann ist der Name Programm. Du solltest in den ersten Tagen die meiste Zeit im Bett verbringen und viel liegen, schließlich sind Ruhe und Erholung besonders wichtig, einerseits zum Heilen deiner Geburtswunden, aber auch um dich in deiner neuen Rolle als Mama einzufinden. Manche Frauen fühlen sich durch das vorangegangene Geburtserlebnis leer oder von starken Gefühlen überrascht. Sie brauchen Ruhe für diese neuen Erfahrungen und für den Bindungsprozess mit ihrem Baby.

Das späte Wochenbett

Das Spätwochenbett endet, wenn dein Körper wieder zu seinem Zustand wie vor der Schwangerschaft zurückfindet, nach etwa acht Wochen. Es dient dem Anpassungsprozess an das Leben als Familie sowie deiner hormonellen Umstellung. Die weit bekannte Hebamme Ingeborg Stadelmann vergleicht so schön die Wochenbettzeit mit der Beziehung eines Paares, mit den verschiedenen Phasen des innigen Verliebtseins, des Kennenlernens und den Prüfungen des Alltags. Weiter schreibt sie in Ihrem Buch <Die Hebammen-Sprechstunde> „… letztendlich aber wird die Zeit des Wochenbetts ein Höhepunkt in der Beziehung sein.“

Durch ausgiebiges Bonding und intensives Kennenlernen beim Kuscheln im Hautkontakt wird eure Mutter-Vater-Kind-Bindung besonders gestärkt. Ihr lernt als Eltern in dieser Phase des Ankommens euren neuen Rhythmus im Alltag kennen und auch das Beziehungsgeflecht zwischen euch Eltern formiert sich völlig neu.

Dein Körper durchläuft von der Schwangerschaft zur Wochenbettzeit hin physische und emotionale Veränderungen, die mit vielen neue Empfindungen und Fragen einhergehen. In den ersten acht Wochen findet nicht nur die Rückbildung deiner Gebärmutter statt, es entwickelt sich in den ersten Tagen vor allem auch die Stillbeziehung zwischen dir und deinem Kind.

Eine Mutter durchläuft enorme Hormonschwankungen, so werden deine Emotionen oft Berg- und Talfahrten durchlaufen, auch bekannt als Heultage oder Babyblues. Es braucht in der sensiblen Anfangsphase als Familie viel Achtsamkeit und Pflege, um wieder zu guten Kräften zu kommen, sowie viel Ruhe und Zuneigung. Eine gesunde abwechslungsreiche Ernährung sowie ausreichend Unterstützung und Zuwendung durch das Umfeld sind besonders wichtig in diesen ersten Tagen und Wochen nach der Geburt.

Hier einige Tipps zur Vorbereitung auf deine Wochenbett-Zeit:

 

  • Kläre im Vorfeld die ‚Besucherregelung‘. Wer ist in der Anfangszeit gewünscht? Besuch nach der Geburt sollte gut dosiert sein, denn er bedeutet häufig Stress für dich als frisch gebackene Mama. Bitte Besucher:innen statt Blumen, Kuchen und Essen mit zu bringen und vielleicht sogar Aufgaben für deine Familie oder im Haushalt zu übernehmen. Bedenke, dass Besucher:innen in den ersten beiden Wochen dich und dein Baby in eurem intimen Bereich – im Schlafzimmer besuchen werden! Für Styling und Aufräumen ist da keine Zeit.
  • Suche dir so früh wie möglich eine Hebamme, welche dich vor und bei der Geburt und im Wochenbett betreut.
  • Kontaktiere einen Kinderarzt (vor allem wenn du eine ambulante Geburt planst)
  • Organisiere weitere unterstützende Angebote (Familie, Freunde Haushaltshilfe, Mütterpflegerin, Doula, Erledigungen etc.)
  • Achte auf deine Ernährung und trinke ausreichend (ev. kleine Portionen vorkochen, Essenspläne mit Partner:in erstellen, Stilltee besorgen), sowohl in der Schwangerschaft als auch nach der Geburt, vor allem in der Stillzeit!
  • Erledige so viel wie möglich vor der Entbindung (Einkäufe, Erstausstattung, Formulare vorbereiten, Kliniktasche, Kurse, Hygiene-Artikel etc.)
  • Bereite dein Schlafzimmer so vor, dass alles in Reichweite ist. Wenn du mit Stillen beschäftig bist oder dein Baby gerade im Arm eingeschlafen ist, wirst du heilfroh sein, wenn das wichtigste in greifbarer Nähe ist (Stilltee oder Krug mit Wasser, Powersnacks (Studentenfutter, Müsliriegel, Obst etc.), Stillcreme, Spucktücher, dein Lieblingsbuch, Wickelutensilien u.v.m.)
  • Wenn du und dein:e Partner:in mehr Sicherheit im Handling und in der Pflege des Babys haben möchtet, plane rechtzeitig Stillvorbereitungs- Säuglingspflege- und Erste Hilfe – Kurse. Viele Kurse und Workshops werden mittlerweile auch in einem praktischen Onlineformat angeboten! Nach der Geburt werdet ihr euren Fokus eher auf euer süßes Baby als auf Elternkurse haben.

Was ist der Wochenfluss?

In den ersten beiden Tagen wird deine Blutung stärker als bei deiner Menstruation sein, vielleicht sogar mehr als du dir vorstellen kannst. Der Wochenfluss dauert bis zu vier Wochen, eventuell etwas länger. Er ist in den ersten zehn Tagen am stärksten und verändert sich mit der Zeit von rötlichem bis hin zu braunem, gelblichem und dann weißlichem Ausfluss. Ab dem dritten Tag wird die Blutung mehr fleischfarben und etwas wässriger werden, aus der Blutung wird der bekannte Wochenfluss, auch Lochien genannt.

Verwende im Wochenbett keine Tampons und besorge dir schon vor der Geburt weiche unparfümierte Baumwoll-Binden, sogenannte Vlieswindeln. So kannst du auch eine größere Blutmenge gut auffangen und kontrollieren. Solltest du mehr als eine Binde pro Stunde brauchen, um dein Blut auffangen zu können oder größere Koagel (Blutklumpen) vorfinden, solltest du deine Hebamme um Rat fragen bzw. die/den Gynäkolog:in anrufen. Die ersten beiden Tage wirst du zwei bis drei Binden in einer größeren Baumwollunterwäsche verwenden und alle drei bis vier Stunden wechseln.

Wenn du etwas Kühlendes brauchst, können ‚Eisbinden’ in das Netzhöschen eingelegt werden. Dazu kannst du die Binden mit Hydrolat (Rose, Lavendel, Empfehlung der Hebamme) besprühen, mit einem Trägeröl bzw. Wasser und ätherischen Ölen, beträufeln und im Eisschrank kühlen, bis du sie dann brauchst.

Ich würde dir anfangs empfehlen, eine Wickelunterlage, Inkontinenzeinlage oder ein Handtuch als Unterlage ins Bett zu legen. Es kann vorkommen, dass schon beim Aufrichten in die Senkrechte oder wenn du auf die Toilette gehst, ein Schwall von Blutklumpen abgeht. Deine Hebamme wird die Menge, Farbe, Form und den Geruch deines Wochenflusses kontrollieren und dich immer wieder danach befragen.

Die Nachwehen

Um wieder zu ihrer ursprünglichen Form zu kommen wird sich die Gebärmutter innerhalb von wenigen Tagen durch Nachwehen zusammenziehen und zurückbilden. Das Stillen ist die beste Unterstützung für eine gute Gebärmutterrückbildung! Du spürst dann meist ein kurzes Ziehen, vor allem beim Stillen, wenn dein Körper vermehrt Oxytocin ausschüttet.

Was tun gegen Schmerzen beim Stillen während der Nachwehen?

Wenn das sehr schmerzhaft ist und du dir Linderung verschaffen möchtest, kannst du folgendes tun:

  • Für konstante Körperwärme sorgen, Unterleib warmhalten
  • Wärmflasche/Warmpack oder warmes Kirschkernkissen auf den Bauch legen
  • Feucht-warme Wickel auf dem Bauch oder am Kreuzbein
  • Bauch-Nieren-Gurt stabilisiert und stützt
  • Bewusstes oder stöhnendes Ausatmen (wie bei der Geburt, deine Hebamme kann dir bestimmt gute Techniken und weitere Tipps zeigen)
  • Sanfte Bauchmassage mit Öl (nativ, rein, Kaltpressung, ggf. mit ätherischen Ölen), im Uhrzeigersinn
  • Bauchlage, vor allem am ersten Tag so oft wie möglich – gut für die Rückbildung und zur Dammentlastung
  • Warme Dusche, warmes (Sitz)Bad (wenn kreislaufstabil) in den ersten Tagen nicht alleine
  • Yoni Steaming – vaginal Dampfbad im Spätwochenbett
  • Bitte besprich deine individuelle Situation mit deiner Hebamme!

Wann kann ich mit der Rückbildung beginnen

Mit Rückbildungsübungen, Beckenbodentraining  und körperlichem Sport beginnst du erst nach Rücksprache mit deiner Hebamme bzw. Ärzt:in, meist nach sechs bis acht Wochen, nach der Wochenbettzeit. Hattest du einen Kaiserschnitt, wird oft empfohlen mit der Rückbildung acht bis zehn Wochen zu warten.

Mit Atemübungen, bei denen du deinen Beckenboden bewusst an- und wieder entspannst, kannst Du nach Absprache mit deiner Hebamme bereits während der Wochenbettzeit beginnen.

Training und Sport, bei denen du deine Bauchmuskulatur besonders beanspruchst, dürfen erst wieder starten, wenn sich eine eventuelle Rektusdiastase (Bauchmuskel-Spaltung mit Bauchwand-Schwäche) geschlossen hat. Hebammen oder Physiotherapeut:innen mit Fortbildung bieten auch spezielle Rückbildungskurse an, sollten deine Bauchmuskeln stark auseinander stehen. Regelmäßige, den Beckenboden kräftigende Übungen sind auch nach der Zeit der Rückbildung sinnvoll.

Auch wenn es nicht die schönste Vorstellung ist, nach der Geburt neben dem neuen oft stressigen Familienalltag einen Rückbildungskurs zu besuchen, ist es doch eine große Investition in einen fitten Körper, eine bessere Kondition und für ein positives Körpergefühl. Wenn du gar keine Rückbildung machst, können dir später Beschwerden in deiner Mitte, wie Blasenschwäche, Schmerzen im Rücken oder Becken, bzw. beim Sex begegnen. Etwa 20 Prozent aller Frauen leiden in den ersten Wochen nach der Geburt unter Harninkontinenz. Es ist wichtig, die Rückbildungsübungen ernst zu nehmen und in den Alltag mit Baby zu integrieren, selbst wenn du noch gar keine Beschwerden empfindest. Gebärmuttersenkungen oder Inkontinenz können Monate nach der Geburt oder eventuell erst in den Wechseljahren auftreten.

Die Krankenkassen erstatten je nach Bund oder Land meist bis zu einem festgesetzten Zeitpunkt die Kosten eines Rückbildungskurses. Bei vielen Kursen können sogar die Babys mit dabei sein. Für ein wirksames Training ist es nie zu spät!

Brust-Pflege während der Wochenbettzeit

Für die Stillzeit ist keine spezielle Hygiene oder Vorbereitung deiner Brüste oder Mamillen (Brustwarzen) notwendig. Sei in den ersten Tagen bis Wochen viel ‚oben ohne‘ im Bademantel oder trage ein bequemes Stilltop, mit dem du jederzeit deine ‚Milchbar‘ für dein Baby öffnen kannst. Es ist wichtig, dass vor allem bei irritierten oder wunden Mamillen viel Luft an deine Brust kommt.

Hast du sehr trockene Haut bzw. berührungsempfindliche oder wunde Mamillen kannst du eine Brustwarzensalbe mit Lanolin (gereinigtes Wollfett) auftragen (beim Abpumpen auch großflächiger).

Sind deine Brustwarzen einmal wund bis offen, ist es wichtig, dass du diese Stelle täglich mit einer Kochsalzlösung reinigst, bis sie gut verheilt ist. Am besten lässt du die Spülung darüber träufeln, damit es nicht zu schmerzhaft ist. Lass das Kochsalz antrocknen und trage erst dann die Stillcreme etwas dicker für eine feuchte Wundheilung auf.

Bei wunden Mamillen ist es wichtig, eine gute und bequeme Stillposition einzunehmen. Lass dir von deiner Hebamme zeigen wie man das Baby optimal anlegt (ggf. asymmetrisch, mit möglichst viel Brustgewebe im Mund). Stillen sollte niemals schmerzhaft sein!

Erholung nach der Geburt

Mute dir nicht allzu viel zu und gib deinem Körper die Zeit zur Erholung, um dich ohne Druck und mit möglichst wenig Stress auf die neue Situation mit deinem Kind und deinem/deiner Partner:in einstellen zu können.

Alles Gute für die Geburt und eine wundervolle Familien-Kennenlernzeit wünscht dir

Elisa Steiner, IBCLC Still- und Laktationsberaterin, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, Familien- und Mütterberaterin

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